Beim Anschauen meiner Fotos stelle ich immer wieder fest, dass mich "Zwischenräume" tatsächlich schon seit geraumer Zeit faszinieren. Einschnitte zwischen Gesteinsformationen, Lücken in Zäunen, Löcher in Geweben, Durchbrüche in Mauern, Bruchstellen in verrosteten Metallen, Vertiefungen im Sand, Kerben und Risse in Baumstämmen, Fugen im Mauerwerk...
Vielleicht liegt es daran, dass hier die Perfektion in Frage gestellt wird.
Das allzu Glatte wir durch den "Zahn der Zeit" verändert. Oft spielt Verwitterung die entscheidende Rolle. Die einst perfekten, oft von Menschenhand erschaffenen Dinge verlieren im Laufe der Jahre ihren Glanz, Material und Oberflächen werden durch Umwelteinflüsse beeinträchtigt und demzufolge verändert sich ihr Aussehen.
Diesem ganz besonderen Charme, der von diesen "gealterten" Gegenständen mit Rissen, Schrammen, Dellen etc. ausgeht, kann ich mich schwer entziehen. Und ich bin nicht die Einzige, denn inzwischen ist es Mode geworden, sich mit gealterten Gegenständen zu umgeben.
Der Shabby-Chic treibt Blüten und natürlich gibt es inzwischen eine florierende Industrie, die sich mit der Herstellung des "Used Looks" beschäftigt. Hier werden mutwillig Nägel in Möbel eingeschlagen, Tischoberflächen mit Drahtbürste und Antikwachs behandelt, Vertiefungen eingefräst und Farbe unvollkommen aufgetragen. Daneben sind Möbel aus recyceltem Holz mit dementsprechenden "Macken" und natürlich auch aus meinem geliebten verwitterten Treibholz total gefragt.
In Japan liebt man schon seit Jahrhunderten Dinge, die Unregelmäßigkeiten und Gebrauchsspuren aufweisen. "Wabi Sabi" wird das dort genannt. Später werde ich darauf ausführlicher eingehen.
Zunächst will ich dich aber in die Natur entführen, um dort interessante Zwischenräume aufzuspüren und vielleicht eine Inspiration für ein Kunstwerk zu bekommen. Bin gespannt, was dabei herauskommt!
Fotos: Rose, Okt. 2013, Belle-Ile/France
Hier am Strand bei Locmaria auf der schönen Insel (Belle-Ile) zog mich der Spalt zwischen den Felsen in seinen Bann.
Die besondere Atmosphäre dieses Strandabschnittes ergab sich aus der Tatsache, dass dieser nur bei Ebbe betreten werden konnte.
Unglaublich vielen Muscheln und Schnecken, die am Gestein hafteten, verzauberten mich durch ihre Vielfalt und ihr wunderschönes Aussehen. Ein ganz besonderer, mystischer Ort!
Der Durchblick auf die Landschaft hinter dem Felsspalt war eher unspektakulär, aber dennoch faszinierte mich dieser Spalt extrem. Also sah ich ihn mir auf dem Foto näher an, vergrößerte ihn, entfernte die Farbe, veränderte die Belichtung, drehte das Bild und nun war mir klar, weshalb ich mich so angesprochen fühlte:
Ich erkannte ein menschliches Profil, welches durch den bizarren Kopfputz und die Gesichtsstruktur exotisch wirkte. Bingo!
Daraus wird ein schwarzes Bild entstehen oder auch zwei.
Die Bildträger sind sogar schon vorhanden. Sie bestehen aus Styrodur, einem positiven Abschirmmaterial, welches mit Stoff kaschiert, anschließend mit verschiedenen Sandarten, Pigmenten, Acryl und Silber bearbeitet wurde. Eines dieser schwarzen Bilder hat eine farbige Vergangenheit und enthält konzentrische Kreise, das zweite entstand in Le Lavandou auf dem Balkon unserer Ferienwohnung mit Blick auf das Mittelmeer und wurde in Hösseringen vollendet. Zwei schwarze hochenergetische Bilder, die durch das Implantieren der exotischen Kopfprofile vollendet werden könnten. Ein spannender Prozess, auf den ich mich freue!
Fotos: Marita Rose, Jan.2016, Hösseringen
Zwischenräume, in diesem Fall riesige Metallrohre, durch die ein Sand-Wassergemisch mit hohem Druck an den Strand gespült wird, ermöglichen den Erhalt des herrlichen Sandstrandes der Insel Sylt. Und dafür bin ich dankbar!
In diesem Video erfährst du, wie die Sandvorspülungen auf Sylt funktionieren. Das Verfahren ist nicht unumstritten und kostet Millionen, doch es ist zurzeit die beste Methode, die Westküste Sylts und damit die gesamte Insel zu retten.Es wäre nicht nur unsagbar traurig, wenn meine Lieblingsinsel "untergehen" würde, nein, es bedeutete auch für die gesamte Festlandküste eine Bedrohung durch Sturmfluten und soweit darf es nicht kommen! Also, obwohl ich durchaus dafür bin, den Dingen ihren Lauf zu lassen und Veränderungen zu akzeptieren, bin ich - bis es eine bessere Küstenschutzmaßnahme gibt - ein großer Befürworter der Sandvorspülungen!
Fotos: Rose, Sylt-Weststrand, Juni 2014